Engadin im Herbst

Engadin im Herbst

Seit dem ich aktiv Naturfotografie betreibe, hatte ich es noch nie ins Engadin geschafft. Private und berufliche Verpflichtungen machten immer wieder einen Strich durch die Rechnung. Nicht so in diesem Jahr. Die drei Tage hatte ich länger eingeplant und die Vorfreude auf den herbstlichen Ausflug war riesig.

Relativ spontan hatte ich mich entschieden nicht erst am Montag früh sondern bereits am Sonntagabend anzureisen. Ich wollte unbedingt das erste Licht am Albula festhalten. Bisher war ich immer untertags vor Ort und stellte mir vor, wie schön die Szenerie am Morgen sein muss. Ausserdem wollte ich die Zeit maximal ausnützen. Also bin ich am Sonntagabend hochgefahren und habe eine kurze Nacht im Auto verbracht. Die Morgenstimmung war friedlich und die Temperaturen verhältnismässig mild für die Jahreszeit und Höhe. Praktisch alleine am See suchte ich mir einen passenden Ort – gar nicht so einfach, wenn man im Dunkeln aufstellen muss. Mit dem Resultat bin ich zufrieden, auch wenn der Himmel komplett wolkenlos blieb und eine noch schönere Stimmung verhinderte.

Schliesslich fuhr ich nach Pontresina, was für die nächsten Tage meine Homebase sein würde. Ich entschied mich für die Wanderung ins Val Roseg, wo ich erstens noch nie war, und zweitens auf einige schöne Bildausschnitte hoffte. Gerade noch so im ersten Licht wanderte ich das Tal entlang und konnte einige schöne Farben einfangen. Hinten im Tal angekommen überliess ich die Restaurantterrasse den Touristen und verpflegte mich aus dem Rucksack. Es fühlte sich an wie im Sommer, die rund 15 Grad waren natürlich viel zu hoch für diese Jahreszeit. Nachdem ich die Aussicht und die Sonne genossen hatte, machte ich mich auf den Rückweg. Ein richtig passendes Tele hatte ich nicht dabei, aber die Vogelarten zu hören und zu bestaunen war eindrücklich. Als ich in Pontresina angekommen war, hatten meine Beine bereits 4,5h Laufzeit auf dem Tacho.

IMG_1401

Nach einem kurzen Zvieri entschied ich mich für einen Abstecher in Val Morteratsch. Am Aussichtspunkt angekommen traf ich auf Stephan, einen erfahrenen Naturfotografen aus dem Kanton Zürich. Wir waren uns selbst nicht einig, ob es sich lohnen würde bis zur blauen Stunde auszuharren. Der Himmel war praktisch wolkenlos, was nicht für ein spektakuläres Tagesende sprach. Also machten uns wir uns auf, gingen zurück zum Auto und verabschiedeten uns. Mein Rücken schmerzte nach diesem langen Tag. Da hatte ich mich im Tagesprogramm etwas übernommen und war froh, im Hotel einchecken zu können. Nach einer warmen Dusche ging es zum Znacht und anschliessend bald einmal ins Bett.

Der nächste Morgen begann früh und ich fuhr mit dem Auto runter zum Silsersee. Den Sonnenaufgang wollte ich mir an diesem schönen Ort ansehen. Die Stimmung war super schön, nur fotografisch liess es zu wünschen übrig. Starker Wind verhinderte Spiegelungen und mit Farben hielt sich der Himmel vornehm zurück. So konnte ich ohne etwas zu verpassen zurück ins Hotel für das Frühstück. Spontan beschloss ich direkt nochmals ins Morteratschtal zu gehen und die ganze Szenerie im Morgenlicht zu bestaunen. Das hatte sich gelohnt und mir gefiel das Licht besser als noch am Abend zuvor. Für den Nachmittag/Abend hatte ich ursprünglich einen anderen Plan. Nachdem ich einen Tipp erhalten hatte, entschied ich mich ins Unterengadin zu fahren.

Nach einer langen Fahrt kam ich in der Nähe des Bergsees an und verbrachte den Nachmittag an diesem idyllischen Ort. Und wieder war es wolkenlos, leider. Doch zum späten Nachmittag kam Hoffnung auf, in der Form von Wolken. Nachdem alle Tagesausflügler gegangen waren platzierte ich mich am Seeufer. Nach ein paar Minuten kam Lukas dazu. Lange Zeit für ein Gespräch und das Kennenlernen blieb nicht. Kurz vor dem vorausgesagten Sonnenuntergang durchbrach die Sonne die mittlerweile dichte Wolkendecke und tauchte die ganze Umgebung in ein grelles Licht. Eine Wahnsinnsstimmung, die sich so überhaupt nicht angekündigt hatte. Hektisch versuchten wir beide das Spektakel so gut wie möglich einzufangen. Zufrieden machte ich mich auf den Weg zurück nach Pontresina.

Nach den ersten beiden anstrengenden Tagen, und dem wenig verheissungsvollen Wetterbericht, gönnte ich mir direkt am Morgen das umfangreiche Hotel-Frühstücksbuffet. Nach dem Check-Out ging es an den Silsersee, wo die ersten Sonnenstrahlen das ganze Tal in ein goldenes Licht hüllten. Und wieder fing der Tag mit wolkenlosem Himmel an. Traumhaft waren die Ausblicke trotzdem. Den Abschluss meiner Reise bildete der Besuch zweier Bergseen in der Region Maloja. Die Wanderung durch die farbenfrohen Wälder hinauf zum See war etwas vom schönsten, was ich in jüngster Zeit erlebt hatte. Am See angekommen gelangen wir gerade noch ein paar schöne Aufnahmen, ehe der aufkommende Wind sämtliche Spiegelungen verunmöglichte. Zurück beim Auto machte ich mich auf den Heimweg, der wiederum über den Albula führte. Die Zeit habe ich extrem genossen und der nächste Besuch im Engadin folgt bestimmt.

Close Menu